Sammellust mit "Tick" und Erinnerungen

Die Märklin-Loks in der Esszimmer-Vitrine haben eine tiefere persönliche Bedeutung _ das Ehepaar Manfred und Edda Hermann war beim „Ortstermin“ gerne bereit, davon zu erzählen. Sie sind nicht die einzigen Sammlerstücke, die ins Auge stechen.

Als sie hier einzogen, dachten sie erst, es würde eine kurze Etappe werden. Bald erblickten zwei Kinder das Licht der Welt, doch sie blieben. Die Kinder sind längst aus dem Haus, und jetzt sehen sie schon gar keinen Anlass mehr für einen Wohnungswechsel. „Wir sind bequeme Typen“, verrät Edda Hermann. Doch es gibt weitaus mehr Gründe, warum aus den wenigen Jahren schließlich bis jetzt schon 46 geworden sind: „Weil’s uns hier gefällt _ tolle Lage, gute Einkaufsmöglichkeiten ums Eck.“ Und die Schulnähe spielte zwischenzeitlich auch noch eine Rolle.

Als das Ehepaar 1972 seine Wohnung im Nüblingweg 7 bezog, gehörte das Gebäude noch der Eisenbahnwohnungsgesellschaft Stuttgart. Manfred Hermann war Lokomotivführer, „damals ein schöner Beruf“, trotz des Schichtdiensts: „Diese Loks, die habe ich allesamt in echt gefahren“, deutet der Pensionär auf die Vitrine. Die Dampfloks auch? „War ich in der Ausbildung als Heizer mit dabei.“

Nebenbei hat er die drei Zimmer mit Parkettböden ausgestattet. Wenn schon nur 56 Quadratmeter groß, Standard in den frühen 1950ern, sollte die Wohnung wenigstens ansprechend und gemütlich sein.

Viel Staub bei Sanierung und Umbau

Erfreut und erleichtert zeigt sich das Ehepaar, dass beim Eigentümerwechsel vor einigen Jahren die Ulmer Heimstätte den Zuschlag erhalten hatte und nicht etwa einer der privaten Wohnungskonzerne, die auch Interesse gezeigt hatten. Habe vorher in Sachen Modernisierung weitgehend Stillstand geherrscht, hat sich in den zurückliegenden Jahren unter der Regie unserer Genossenschaft einiges getan: Erst die energetische Sanierung des Gebäudes, jüngst auch noch der Komplett-Umbau des Sanitär-Bereichs. „Puh“, stöhnen beide auf, „hat ganz schön gestaubt“.

Beim Rundgang durch die schmucke Wohnung fällt auf, dass er hier ziemlich viel zu gucken gibt. Im Esszimmer ticken gleich drei Uhren, im Bad lümmeln Ton-Frösche herum. An anderer Stelle Hummel-Figuren, Meißner Porzellan und ein kleiner Kakteenwald, ebenfalls dem Brennofen entschlüpft. Sie sind weitere Belege eines gezielt ausgerichteten Sammeltriebs. „Mein Tick“, bekennt Edda Hermann, die mit den Gedanken derzeit jedoch vor allem das neue Sideboard durchspielt, „das nächstes Jahr dran ist“. Verspielte Formen? „Nix, schnörkellos und weiß“, sagt ihr Mann, der den Büro-Kram auf dem schicken iMac erledigt.

vorheriger Beitragnächster Beitrag