Tapetenwechsel in Schwarz und Weiß

Was ist „gutes Wohnen?“ So unterschiedlich die Vorstellungen unserer Mieter davon sind, so kreativ sind diese in der Umsetzung ihrer Ideen. In der Serie „Ortstermin“ nehmen wir Einblick, diesmal bei Guimarares Da Silva.

Zur Begrüßung wird ein Stamperl Portwein kredenzt. „Aber den echten aus Portugal, nicht so ein Gemisch“, gibt die Gastgeberin eine kurze Einführung ins Nationalgetränk ihrer früheren Heimat, die sie 1970 im Alter von 22 Jahren verlassen hat. Ein Onkel war ihre Auffangstation in Ulm. Mutterseelenallein kam sie an in der fremden Stadt – und blieb. Fand schon bald den Mann fürs Leben. Arbeit ebenso, zuerst bei Steiger & Deschler, später für 35 Jahre bei Gardena.

Nach der Sanierung komplett neu eingerichtet

Jüngstes Ereignis in Guimarares Da Silvas Leben ist ein Umzug: von der Parlerstraße, wo die ulmer heimstätte ihren betagten Block durch einen Neubau ersetzen wird, ums Eck in die Hammerstraße. Dort war eine frisch sanierte 2-Zimmer-Wohnung für sie reserviert. Die Mieterin strahlt. „War ja alles ein bisschen alt“, weint sie ihrer alten Wohnung keine Träne nach. „Und hier ist alles neu, die Böden, das Bad.“ Ja und auch die Möbel. Die Rentnerin hat den Umzug auf ganzer Linie für einen Tapetenwechsel genutzt und sich beinahe komplett neu eingerichtet. Nur eine Vitrine und die Waschmaschine durften mit ins neue Domizil. Die persönlichen Gegenstände natürlich ebenfalls.
Modern, sachlich, geradlinig ist der Einrichtungsstil. Der Portwein wird auf einer weißen Sitzgarnitur eingenommen, mit dunkelgrauen Polstern darauf, mit blick auf eine schwarze Anbauwand, vor weißen Wänden. Für Schnörkel ist ein verspielter Kristallleuchter zuständig, für Farbtupfer ein Blumenstrauß, fürs Emotionale die Auswahl an Fotos von lieben Angehörigen. Sie finden sich in allen Zimmern, an den Wänden, auf der Kommode. Denn Da Silva ist Familienmensch. An Feiertagen kocht sie auf, dann seien sie zu zwölft. „Das ist dann richtig schön.“

Ihr Mann ist leider schon verstorben, doch eine der beiden Töchter wohnt nicht weit weg. Am Wochenende kommen regelmäßig zwei Enkelinnen vorbei und bleiben über Nacht. Im Haus ergebe sich immer wieder Gelegenheit für ein Schwätzle mit den Nachbarn. Weil sie ab und an aber richtig „raus muss“, habe sie noch einen „Job“. Überfällt Da Silva mal die Langeweile und die Lust auf Innenstadttrubel, ist die Straßenbahnhaltestelle nicht weit. Wohnen in der Hammerstraße, das sei schon…ideal.

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