Diese Küche ist nicht nur zum Präsentieren da, in dieser Küche wird auch wirklich gekocht, häufig und durchaus Deftiges. Nicht nur, wenn es Sauerkraut gibt, ist hinterher Volllüftung angesagt. Denn Türen zum Gang und zum Wohnzimmer gibt es nicht. Der Kniff verpasst der Zweizimmerwohnung mehr Großzügigkeit, erfordert auf der anderen Seite etwas mehr Disziplin. Könnte sonst ja Schimmel kommen.
In der gelegentlichen Mithilfe beim 14-tägigen gemeinschaftlichen Kochen besteht zugleich Gauß’ regelmäßiger Beitrag für die Hausgemeinschaft. Einmal habe sie selbst ein Weißwurst-Frühstück organisiert. Ihr Angebot eines Ausflugs ins Kleine Walsertal ist zu ihrem Bedauern mangels Interessenten dann aber nicht zu Stande gekommen.
Gerade darin besteht die Idee dieser Wohnform: sich in die Gemeinschaft einzubringen, etwa durch kleine Handreichungen. Man dürfe sich dies aber keinesfalls als drückende Belastung oder permanente Einsätze vorstellen, stellt die 87-Jährige klar. Sie wisse sehr wohl um die (falschen) Vorstellungen, die sich ums Mehrgenerationenwohnen rankten. Ihr Angebot etwa, auch mal auf ein Kind aufzupassen, sei noch nie in Anspruch genommen werden. Und doch ist etwas anders im Ruländerweg 2: „Man darf sich nicht isolieren.“
Wobei in dieser Aussage mehr ihre persönliche Lebenseinstellung durchblitzt. Der große Freundes- und Bekanntenkreis wird von der gebürtigen Ulmerin sorgsam gepflegt. Wenn der Seniorin danach ist, spendiert sie hausintern auch einmal eine Runde Piccolo. Auch das trägt dazu bei, die neuen Kontakte zu vertiefen.