Seine Gebete sind offensichtlich erhört worden, die nächste Lebensetappe ist bereits gemeistert: Geduld haben und hart arbeiten. Almasri hatte in Syrien Medizin und Zahnmedizin studiert. Die Abschlüsse zählen in Deutschland nicht. Er habe sämtliche Prüfungen wiederholen müssen, sich aber nur außerhalb der Uni darauf vorbereiten dürfen. Parallel dazu büffelte er Deutsch. Bereits in der Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete war er als Dolmetscher behilflich. Ein abgegriffenes Wörterbuch verrät intensive Benutzung. Nicht einmal mehr vor den Fachbegriffen „Kässspätzle“ und „Maultaschen“ muss er kapitulieren. „Schmecken echt lecker.“ Längst auch sind die medizinischen Prüfungen abgelegt. Inzwischen arbeitet er als Zahnarzt in einer Praxis in Ehingen und kann auch schon auf profunde Deutschland-Erfahrungen zurückgreifen: „Sehr pünktlich“, „oft schlechtes Wetter“, „viel Bürokratie“ lautet sein Dreiklang in diesem Fall.
Was sein Lebensmotto anbelangt, befinde er sich jetzt in der dritten Etappe: „Gott Dankeschön sagen.“ Erstmals nach Jahren kann er nun entspannter in die Zukunft blicken. Deutschland sei für ihn ein Land, das keinen Grund zum Klagen liefere. Die Erlangung der deutschen Staatsbürgerschaft sieht Ahmad Hadi Almasri greifbar nahe, seine frisch bezogene Wohnung ist inzwischen freundlich und mit Bedacht möbliert. Ganz leicht, so lautet die stilistische Linie beim Einrichten. Schwer, davon hatte er in den vergangenen Jahren mehr als genug.